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Pergamon, Zeusaltar, Fries mit Zeus und drei Giganten
Berlin, Staatliche Museen
Marmor
Höhe: 2,25 m
Der insgesamt über 110 Meter lange Große Fries des Pergamonaltars ist das umfangreichste erhaltene Bildwerk aus hellenistischerden Hellenismus (=Kulturepoche von Alexander dem Gr. bis Augustus) betreffend. Zeit. Dargestellt ist die Gigantomachiein der griechischen Mythologie überlieferter Kampf der Götter gegen die Giganten, in dem die Götter mit Hilfe des Herakles siegten, der mythische Kampf zwischen den olympischen Göttern, den Wahrern von Ordnung, Recht und Kultur, und den Giganten, den Verkörperungen von roher Gewalt, Anarchie und Chaos. Mit der Wahl dieses Themas spielten die Auftraggeber, die Könige von Pergamon, auf ihre Siege über die nach Kleinasien eingedrungenen Kelten(auch Gallier, Galater genannt): Völkergruppe in Mittel- und Westeuropa mit indoeuropäischer Sprache; seit dem 4. Jh. v. Chr. nach Italien (Eroberung Roms 387), Griechenland und Kleinasien vorgedrungen; später romanisiert an. Sie sollten wie die Niederringung der Giganten durch die Götter als Rettung der menschlichen Zivilisation vor der Barbarei erscheinen. Die in Göttingen vorhandenen Abgüsse zeigen einen Ausschnitt des Ostfrieses. Protagonisten sind die beiden Gottheiten, denen der ganze Altar vermutlich geweiht war: Links sieht man den blitzeschleudernden Zeusin der griechischen Mythologie der höchste Gott der Griechen, Sohn des Kronos und der Rhea, Bruder und Gemahl der Hera; gilt als Herrscher über Himmel und Erde und Urheber von Blitz und Donner., rechts seine Tochter Athena. Zeus holt mit weiter Geste zum Wurf aus. Einer seiner Blitze hat sich bereits dem am linken Bildrand kauernden nackten Giganten durch den Oberschenkel gebohrt. Ein ähnliches Schicksal wird die beiden anderen Giganten ereilen, den knieenden in der Mitte und den schlangenbeinigen rechts. Die nach rechts eilende Athenain der griechischen Mythologie die Lieblingstochter des Zeus; sie entsprang mit Helm und Brustpanzer dem väterlichen Haupt, dem Sitz des göttlichen Denkens und weisen Rates. Sie förderte die sinnvolle Arbeit des Friedens; Kunst und Wissenschaft standen unter ihrem Schutz. Als jungfräuliche Kriegerin unterstützte sie den besonnenen Kampf. reißt den von ihrer Schlange umwundenen geflügelten Giganten AlkyoneusGigant, Sohn der Erdmutter Ge an den Haaren, während ihr die herbeifliegende Nike den Siegeskranz überreicht. Aus dem Boden taucht die Erdgöttin GeGe oder Gaia: griechische Erdgöttin; nährende, Fruchtbarkeit spendende Urgottheit; in der Mythologie Gattin des Uranos und Mutter der Titanen und der Giganten, die sie bei ihrem Kampf gegen die olympischen Götter unterstützt, die Mutter der Giganten, auf und beklagt vergeblich das Schicksal ihrer Söhne.
Die wilde und zugleich schönlinige Bewegtheit der Figuren, der Gewandfalten, Haare und Bärte, die ins Extreme getriebene Muskeldarstellung, die von äußerstem Schmerz und leidenschaftlicher Erregtheit verzerrten Gesichter mit ihren tiefen Augenhöhlen, die Freude an der drastischen Schilderung grausamer Details sind typische Kennzeichen des sogenannten "pergamenischen Barocks", der besonders aus Pergamon bekannten Stilsprache des Hochhellenismus (ca. 230-150 v. Chr.).
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