Mit weit ausgebreiteten Schwingen landet die Siegesgöttin Nike auf dem Bug eines Kriegsschiffes (im Original erhalten, aber nicht mit abgegossen). Der vorgesetzte rechte Fuß berührt eben die Schiffsplanken, der linke schwebt teilweise noch in der Luft. Der (nicht erhaltene) Kopf war zur linken Schulter, dem Betrachter entgegen gewandt. Die vorgestreckte Rechte hielt eine Siegerbinde, während der linke Arm zurückschwang und so die heftig nach vorne stürmende Bewegung des Körpers unterstützte. Bekleidet ist die Göttin mit einem direkt unter der Brust gegürteten dünnen Untergewand und einem herabgleitenden Manteltuch, dessen wild bewegte Stoffmassen die Beine umspielen. Die heftig durcheinanderwirbelnden Falten lassen den Körper nur an einzelnen Stellen, dort aber sehr deutlich hervortreten. Selten ist in der griechischen Plastik die Wirkung einer selbst nicht darstellbaren Substanz - der Luft - so eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht worden.
In der Vorderansicht wird der komplizierte, schraubenförmige Aufbau der Figur und die Verschiebung der Achsen besonders deutlich. Doch sollte sie nicht frontal, sondern schräg von links vorn betrachtet werden. Das ergibt sich aus der ursprünglichen Aufstellung des marmornen Schiffsbugs in den Wasserstrudeln eines großen Brunnenbeckens im Kabirenheiligtum(Kabeiroi) in der griechischen Mythologie koboldhafte Handwerkerdämonen, Kinder des Schmiedegottes Hephaistos; berühmte Heiligtümer mit Mysterienkulten in der Nähe von Theben in Böotien und auf den nordgriechischen Inseln Samothrake und Lemnos von SamothrakeInsel in der nördlichen Ägäis. Die Gestalt der Nike war dort sehr effektvoll in erhöhter Position vor landschaftlichem Hintergrund in Szene gesetzt.
In der Forschung besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Statue nach einem Seesieg der Inselrepublik Rhodos über den König Antiochos III.223-187 v. Chr. König des Seleukidenreichs, dehnte sein Reich von Kleinasien und Syrien bis an die Grenzen Indiens aus, wurde aber 190 von den Römern besiegt und in seiner Herrschaft stark beschnitten im Jahr 190 vor Christus in das Heiligtum von Samothrake geweiht wurde. Auch auf Grund der verwendeten Marmorsorten nimmt man an, dass der namentlich nicht bekannte Bildhauer dieses Meisterwerks der hochhellenistischen Plastik aus Rhodos stammte.