Geometrische Epoche

Nach dem Zusammenbruch der mykenischen Kultur bildete sich im 10. Jahrhundert v.Chr. eine neue Form der Gefäß- und Gerätdekoration und der Gestaltung kleinplastischer Objekte heraus. Die Vorliebe für geometrische Grundformen (Kreise, Dreiecke, Rauten, Zickzack, Mäander) hat diesem Stil den Namen gegeben.

Geometrischer Kantharos mit Wagenfahrt, aus Böotien, spätes 8. Jh. v. Chr.
Um 750 v. Chr. wurde die zuvor recht statische griechische Welt von einer gewaltigen Entwicklungsdynamik erfasst. Kennzeichen dieser sog. Griechischen Renaissance sind starkes Bevölkerungswachstum, Steigerung der materiellen Produktion, Etablierung autonomer Stadtstaaten (Poleis), Gründung neuer Städte im ganzen Mittelmeer- und Schwarzmeerraum (Große Griechische Kolonisation). In Vasenmalerei, Kleinplastik und anderen Zweigen des Kunsthandwerks führt diese neue Dynamik schließlich zum Zerbrechen der überlieferten geometrischen Formensprache.

Im 8. Jahrhundert erlebten Töpferei und Metallhandwerk einen enormen Aufschwung. Tongefäße dieser Zeit sind z.T. über 150 cm hoch, Bronzedreifüße sogar über 3 Meter. Trotz dieser neuen technischen Möglichkeiten wurde die überlieferte 'geometrische' Formensprache streng bewahrt und nur im Detail weiter ausgestaltet.

Geometrische Tonfiguren von Reitern, aus Böotien, um 700 v. Chr.
Rundplastische Skulpturen wurden nur im kleinen Format hergestellt. Besonders charakteristisch sind Bronzestatuetten von Pferden, aber auch von Menschen. Sie wurden als Weihgaben für die Götter an Bäumen aufgehängt oder dienten als Dekorelemente größerer Geräte (z.B. der monumentalen Bronzedreifüße). Sie zeigen dieselbe streng geometrische Stilisierung wie die Vasenbilder dieser Zeit.