Porträtidentifikation
 
Inschriften
 
Ohne Namensangabe bleiben antike Porträts für uns anonym. Die Möglichkeiten antiker Betrachter, Porträts aus dem Zusammenhang ihrer Aufstellung heraus zu benennen, sind heute meist verloren; z.B. ist die mündliche Tradition abgerissen, die es Mitgliedern eines Haushaltes ermöglichte, Bildnisse von Familienmitgliedern zu benennen. Auch die Auftraggeber der Porträts von Philosophen, Literaten und Staatsmännern brauchten nicht unbedingt eine Inschrift, um die verehrten Geistesgrößen zu erkennen. Darum wurden viele Porträts in der Antike wohl niemals mit einer Inschrift versehen, viele andere sind heute verloren oder vom benannten Bildnis getrennt.
 
Heute ist die Identifizierung eines Porträts mit einer bestimmten Persönlichkeit nur möglich, wenn eine Inschrift mit dem Namen des Dargestellten vorhanden ist. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie eine Inschrift mit einem Porträt verbunden sein kann.
 
a. Inschrift am Objekt:
 
b. Inschrift auf Sockel:
 
Bei vielen antiken Porträts waren die identifizierenden Inschriften auf getrennt gearbeiteten Sockeln oder anderen Teilen des Denkmals angebracht. Die Kombination von Porträt und Inschrift beruht in solchen Fällen auf der möglichst sorgfältigen Auswertung aller Spuren und Hinweise, die der archäologische Befund bietet.
 
Grabstatue des Aristo- dikos. Athen, Nat. Mus.
Die archaische Statue des Aristodikos war ein Grabdenkmal. Die Inschrift mit dem Namen des Toten steht auf der Vorderseite der Basis. Die Basis hat auf ihrer Oberseite eine Vertiefung, in die die Standplatte der Statue eingepasst wurde.
 
Menander. Rekonstruktion Göttingen
Das Bildnis des Komödiendichters Menander ist in zahlreichen Kopien, meist in Form von Büsten überliefert, von denen einige Inschriften tragen. Eine dieser Büsten konnte mit einem passenden Statuentorso verbunden werden. Die Größe dieser wiedergewonnenen Porträtstatue passt zu einem Sockel, der beim Dionysos-Theater in Athen gefunden wurde und der laut Inschrift eine Statue des Menander trug. Darum kann hypothetisch die Statuenrekonstruktion mit diesem Sockel verbunden werden.
 
Identifikation durch Münzvergleich
 
Augustus, Typus Prima Porta. Vatikan
Münze des Augustus
Könige, Kaiser und führende Politiker ließen ihre Porträts auf Münzen prägen. Seit den Zeiten der späten Römischen Republik und dann in der Römischen Kaiserzeit sind diese Porträts standardisiert: Münzstempel und Bildhauer folgen den gleichen Prototypen. Darum ist es möglich, ohne Inschriften erhaltene Porträts durch einen Vergleich mit Münzbildern zu benennen, die in der Regel Namensbeischriften tragen. Wichtig ist hierbei vor allem die schematisch erfassbare Anlage der Frisuren.
 
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